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IBM in der Public Cloud: Softlayer und Bluemix unter Beobachtung

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Im Rahmen von Multi-Cloud-Szenarien spielen Public Cloud-Umgebungen eine zentrale Rolle. Schließlich stehen Sie sinnbildlich für die Digitale Transformation und erlauben renommierten Unternehmen, ihre Geschäftsmodelle von der technischen Seite kommend zu verändern und die dafür notwendigen Prozesse anzupassen oder neu zu definieren. Für IT-Entscheider stellt sich damit die Frage, welcher der Public Cloud-Anbieter auf die Shortlist gehört. In diesem Analyst View werden die Cloud-Angebote von IBM – Softlayer und Bluemix – betrachtet, die unter deutschen mittelständischen Unternehmen allerdings noch Nachholbedarf haben, wenn es darum geht, ein Teil der Cloud-Strategie zu sein.

Bild 1

Das Public Cloud-Portfolio von IBM

IBM fasst sein Cloud-Portfolio unter der „IBM Cloud“ zusammen, um aus strategischer Sicht die vier Säulen „Auswahl“, „DevOps“, „Industriefokus“ und „Analytics“ zu unterstützen. Hierzu deckt IBM den vollständigen Cloud-Stack ab und bietet anhand von Software-as-a-Service (SaaS) und Business-Process-as-a-Service (BPaaS) eine Vielzahl unterschiedlicher Lösungen für die Zusammenarbeit, das Marketing oder den Handel an, darunter Smarter Commerce, Smarter Analytics, Smarter Cities, Smarter Workforce oder Watson.

Den SaaS- und BPaaS-Angeboten der IBM Cloud liegen als Middleware-Basis der Platform-as-a-Service (PaaS) „IBM Bluemix“ und im Infrastructure-as-a-Service (IaaS) Bereich „IBM Softlayer“ zugrunde.

Infrastructure-as-a-Service: IBM Softlayer

Softlayer selbst wurde 2005 gegründet und im Juli 2013 von IBM akquiriert. Anhand von weltweit 28 Rechenzentren werden die Infrastrukturservices bereitgestellt, darunter ein Rechenzentrum in Frankfurt (FRA02). Damit lassen sich Daten zwar in Deutschland speichern, eine Georedundanz bzw. ein Hochverfügbarkeitszenario auf Basis von zwei Rechenzentren auf deutschem Boden kann damit jedoch nicht umgesetzt werden. Als nächstgelegene Lokationen stehen hierfür AMS01 bzw. AMS03 in Amsterdam bereit.

Beim IBM Softlayer-Portfolio handelt es sich um ein typisches IaaS-Angebot, das sich lediglich auf wesentliche Infrastrukturangebote beschränkt. Hierzu gehören:

• Server (virtuelle und physikalische Server)
• Storage (Block Storage, Object Storage, Content Delivery Network via EdgeCast)
• Netzwerk (Load Balancer, Direct Link)
• Sicherheit (Firewall-Appliances von Partnern)
• Management

Die Softlayer-Plattform lässt sich sowohl über eine graphische Weboberfläche als auch anhand von über 3000 APIs steuern. Die virtuelle Infrastrukturumgebung der Softlayer-Plattform basiert auf dem Citrix XenServer, also dem Xen Hypervisor.

Was IBM Softlayer von anderen Public Cloud-Anbietern am Markt abhebt sind drei unterschiedliche Betriebsmodelle und das Angebot von sogenannten „Bare Metal“ Servern. Neben dem Public Cloud-Angebot stehen über Softlayer ebenfalls Private Cloud und Dedicated Umgebungen bereit. „Dedicated“ bedeutet, dass eine virtuelle Maschine exklusiv auf einem eigenen physikalischen Server läuft, der nicht mit Dritten geteilt wird.

Die virtuellen Public und Private Cloud Server sind standardisiert. Das heißt, ihre Konfigurationen sind nach festen Klassen vorgegeben. Die Abrechnung erfolgt pro Stunde oder monatlich. Bare Metal Server sind nichts Anderes als physikalische Server. Diese lassen sich selbst konfigurieren und z.B. mit einem bestimmten Prozessor-Typ wählen. Bare Metal Server werden auf einer monatlichen Basis abgerechnet. Allerdings, wo hingegen ein virtueller Server innerhalb der Public Cloud-Umgebung zwischen 5 und 15 Minuten bereitgestellt wird, benötigt ein Bare Metal Server etwa 2 bis 4 Stunden. An dieser Stelle sollte jedoch festgehalten werden, dass kein anderer Anbieter weltweit derzeit in der Lage ist, einen fertigen physikalischen Server in dieser Geschwindigkeit zur Verfügung zu stellen.

Eine auf Bare Metal Maschinen basierende Umgebung eignet sich insbesondere für Workloads, die auf eine konstante und garantierte, aber vor allem hohe Leistung angewiesen sind. Denn mit der effektiven Leistung einer physikalischen Maschine kann ein virtueller Server nicht mithalten, noch lassen sich die Leistungen miteinander vergleichen. Etwaige Workloads sind z.B. Video-Streaming, Echtzeit Video-Collaboration oder Big Data Analytics.

Weiterhin ermöglicht die IBM Softlayer Bare Metal-Umgebung eine freie Hypervisor-Wahl. Das bedeutet, auf den Bare-Metal-Servern lassen sich alle bekannten Hypervisor und Cloud-Management-Lösungen einsetzen, darunter

• Hyper-V
• VMware
• Xen
• OpenStack
• Cloud-Stack
• Parallels

um damit eigene Infrastrukturumgebungen aufzubauen und zu betreiben. Nach Aussagen von IBM ist das aktuelle Nutzungsverhältnis von virtuellen Maschinen zu Bare Metal-Servern etwa 80:20.

Eine Schwäche besitzt IBM Softlayer allerdings. Das Angebot fokussiert sich ausschließlich auf Infrastrukturressourcen und vernachlässigt Microservices und Entwickler-relevante Mehrwertservices, um entsprechend mit den führenden Public Cloud-Anbietern in einen ernsthaften Mitbewerb zu treten. Das hat IBM erkannt und positioniert Softlayer verstärkt als eigene Infrastrukturgrundlage für höherwertige Cloud-Angebote wie IBM Bluemix, mit denen die fehlenden Enablement-Services von Softlayer ausgeglichen werden sollen.

Platform-as-a-Service: IBM Bluemix

Bluemix ist seit 2014 IBMs Polyglot Platform-as-a-Service (PaaS). Das bedeutet, dass mehrere Programmiersprachen unterstützt werden, darunter Java, Node.js und Ruby. Als technische Basis kommt das führende PaaS Open-Source-Projekt Cloud Foundry zum Einsatz, an dessen Weiterentwicklung IBM ebenfalls aktiv beteiligt ist. Als Infrastruktur-Basis von Bluemix dient OpenStack. Für eine bessere Portabilität von Anwendungen lassen sich über Bluemix seit Februar 2015 auch Docker-Container bereitstellen. Ein weiteres wesentliches Detail ist die Möglichkeit über Bluemix virtuelle Maschinen (auf Basis von OpenStack) bereitzustellen und bis auf Betriebssystemebene zu verwalten. Damit erhalten Entwickler mehr Kontrolle über Infrastrukturressourcen. Etwas, das bei einem PaaS normalerweise nicht möglich bzw. angedacht ist.

Über den Bluemix Catalog stehen fertige Microservices zur Verfügung, die sich von Entwicklern nutzen lassen, um eigene Applikationen mit Funktionen zu erweitern, ohne diese extra selbst entwickeln zu müssen. Diese Services werden direkt von IBM oder von Drittanbietern bereitgestellt und bringen spezielle Funktionen z.B. für den Mobile-, IoT- und Security-Bereich oder für Webanwendungen mit. Einen großen Anteil machen Watson-nahe Services aus, mit denen sich kognitive Applikationen entwickeln lassen.

IBM Bluemix kann in drei unterschiedlichen Varianten genutzt werden:

Bluemix Public: Vollständige Multi-Tenancy Public Cloud-Umgebung, die über die Softlayer-Rechenzentren bereitgestellt wird.
Bluemix Dedicated: Single-Tenancy Cloud-Umgebung, die in einem Softlayer-Rechenzentrum exklusiv für einen Kunden von IBM betrieben wird.
Bluemix Local: Lokale Bluemix Variante, die innerhalb einer Kundeneigenen Umgebung läuft. Hierfür ist entweder eine VMware oder OpenStack-Infrastruktur notwendig, für deren Aufbau und Betrieb der Kunde selbst zuständig ist. Anschließend installiert und betreibt IBM die Bluemix Local Umgebung in einem Remote-Modell.

Mit diesen unterschiedlichen Betriebsmodellen bietet IBM zum einen die Möglichkeit, Bluemix den individuellen Anforderungen nach einzusetzen und ermöglicht gleichzeitig den Aufbau hybrider Szenarien. Denn die wenigsten Unternehmen starten auf der grünen Wiese, sondern haben einen Stall von alten Applikationen zu berücksichtigen, bzw. haben Daten zu verwalten, die sich nicht zum Speichern in einer Public Cloud-Umgebung eignen. So lässt sich z.B. innerhalb einer Bluemix Local Umgebung die Backend-Anwendung betreiben und sensible Daten verarbeiten. Über eine hybride Integration können die Kunden-zentrischen Applikationen, Oberflächen und Daten dann über Bluemix Public global und hochskalierbar bereitgestellt werden, die in Echtzeit auf die Daten bzw. Applikationen in Bluemix Local zugreifen.

Die Perspektive: Survival of the fittest – Bluemix wird überleben

IBM Softlayer jetzt schon für tot zu erklären wäre bei weitem etwas zu früh. Nach Aussage von IBM fragen MSPs und ISVs weiterhin nach reinen IaaS-Ressourcen. Dennoch zeigen bereits kleine Details einen tiefen Einblick in IBMs Softlayer-Strategie. IBM richtet den Fokus gezielt auf Bluemix aus. Einerseits spiegelt sich dies in der Marketingkommunikation wider. Anderseits in den Funktionen, um die Bluemix erweitert wurde. Hierzu gehören:

• Einsatz und Management von virtuellen Maschinen inkl. dem Betriebssystem
• Kontrollmöglichkeiten auf Infrastrukturebene
• Speichern von Daten in „IBM Object Storage“
• Aufbau von „VPN-Verbindungen“
• Einsatz von Docker-Containern

Dabei handelt sich um genau die Bereiche, die normalerweise nur über IaaS möglich sind. Hinzu kommt, dass Bluemix genau die Microservices und Mehrwerte liefert, die Softlayer fehlen, um die Lücke zum Mitbewerb zu schließen. Von IBM ist es daher nur ein logischer Schritt, Bluemix als zentrale Cloud-Lösung den Vortritt zu lassen und Softlayer als stabile und performante Infrastrukturbasis für seine Cloud-Angebote einzusetzen.

Andernfalls wird es für IBM im Public Cloud-Markt auch immer schwieriger werden ein ernsthaftes Wort mitzureden. Denn Softlayer alleine kann und wird mit seinem Angebotsfokus niemals gegen die Public Cloud-Marktführer Amazon Web Services oder Microsoft Azure bestehen können.

Dieser Analyst View wurde im Auftrag von IDG Business Media erstellt und ist zuerst auf Computerwoche.de erschienen.


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